Trauma
Von einem Trauma wird gesprochen, wenn ein Ereignis als extrem bedrohlich erlebt wird, d.h. die Belastungsfähigkeit eines Menschen übersteigt. Dies bedeutet, dass eine massive psychische Erschütterung eintritt.
Meistens kann diese Bedrohung weder durch Flucht noch durch Kampf beendet werden. Man kann sich ein Trauma als seelische Wunde vorstellen, die nicht einfach heilt. Es entstehen Gefühle von absoluter Hilf- und Machtlosigkeit, oft gemeinsam mit starker Angst.
Etwa die Hälfte aller Menschen in unserer Gesellschaft erlebt mindestens einmal im Leben eines oder mehrere solcher traumatischer Ereignisse. Dabei kann es sich um einmalige oder länger andauernde Geschehnisse handeln.
Die unmittelbaren Folgen sind nicht immer direkt bemerkbar sondern können sich auch erst viele Jahre später durch verschiedenste Symptomatiken "melden".
Traumata können kurzfristig (einmalig) erfolgen (z.B. sexueller Übergriff) oder lang andauernd/wiederholt (z.B. Kindheitserlebnisse, Krieg) auftreten.
Nicht immer muss das Leben unmittelbar bedroht sein. Auch schwere Operationen, Jobverlust, Trennungen,.. können als Trauma bezeichnet werden.
Wodurch kann ein Trauma verursacht werden?
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Unfälle (Verkehrsunfälle,..)
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Krankheiten
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(Natur-) Katastrophen
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extreme Bedrohung durch andere Menschen (z.B. Geiselnahme, Überfälle, Mobbing, Stalking,..)
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körperlicher und seelischer Missbrauch, Demütigung, Verfolgung
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Krieg, Flucht
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sexueller Missbrauch
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Tod
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usw.
Menschen, die ein traumatisches Erlebnis erleben, können danach ängstlich, verwirrt, verzweifelt, unruhig oder wie betäubt sein. Dies sind ganz normale Reaktionen und gehören zur normalen Bewältigung. Beschwerden wie Schlafstörungen, aufdrängende Bilder, vermehrte gedankliche Zuwendung, Anspannung klingen in vielen Fällen von selbst wieder ab. Sollte dieser Zustand jedoch anhalten, sich nach einigen Wochen nicht verändern, der Alltag weiter eingeschränkt bleiben, Gereiztheit, erhöhte körperliche Anspannung usw. eintreten, sollte Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Bei schweren Traumatisierungen im Kindesalter kann es geschehen, dass die Traumaerinnerungen von der bewussten Erinnerung teilweise oder gar völlig abgespaltet werden (quasi wie in einer "gut verschlossenen Kiste") und erst viele Jahre später Beschwerden (oft auch körperliche Symptome) auftauchen, die vorerst nicht zugeordnet werden können. Dies sind Mechanismen unserer Psyche, mit dem hochbelastenden Erleben umzugehen, um weiter unmittelbar funktionsfähig zu bleiben. Langfristig können solche nicht integrierten Traumaerfahrungen jedoch Probleme bereiten, indem sie sich in unterschiedlichen Situationen bei uns bemerkbar machen.
Eine akute Belastungsreaktion nach einem belastenden Ereignis klingt normalerweise innerhalb max. eines Monats ab.
Symptome können sein:
Aufmerksamkeitsprobleme, man fühlt sich "wie betäubt", Einengung des Bewusstseins -> man schafft dadurch eine innere Distanz zum Erlebten. Außerdem sozialer Rückzug, Sprachlosigkeit (das Geschehene nicht in Worte fassen zu können), Unruhe / Hyperaktivität, erhöhte Erregung / Gereiztheit, körperliche Symptome (Schweißausbrüche, Errötung/Blässe, beschleunigte Herztätigkeit, Übelkeit, Druck im Kopf) bis hin zu teilweisen oder vollständigen Erinnerungslücken bezüglich des Ereignisses.
Halten die Reaktionen auf die traumatische Erfahrung über 4 Wochen an, spricht man von einer Posttraumatische Belastungsstörung.
Mögliche Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung:
Symptome die Gedanken, Gefühle und Verhalten und den Körper betreffen:
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Albträume mit Bezug auf das traumatisierende Ereignis, aber auch Tragträume
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Schlafstörungen
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belastende Erinnerungen in Form von Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Gedanken, Gefühlen, Schmerzen
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Flashbacks -> durch bestimmte Schlüsselreize wird die Erinnerung so intensiv wahrgenommen, dass die Person den Eindruck hat das traumatische Erlebnis erneut zu durchleben
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Gedächtnislücken bezüglich des traumatischen Ereignisses
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Vermeidung von Situationen, Orten oder Umständen die an das Ereignis erinnern (manchmal sogar die Vermeidung daran zu denken oder darüber zu sprechen)
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Angst
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innere Unruhe
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emotionale Taubheit
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Pessimistische Grundhaltung
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Gefühle der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins
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erhöhte Wachsamkeit / Schreckhaftigkeit)
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Hyperarousal (hohe Anspannung/Verspannungen, Zittern, Herzrasen, Übelkeit, ..), dh Überaktivierung des vegetativen Nervensystems
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Konzentrations- und Gedächtnisprobleme durch den andauernden Stresszustand im Körper
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Gereiztheit
Langfristig können zusätzlich Depressionen, Suchtmittelmissbrauch, Vermeidungsverhalten sowie Ängste und Phobien entstehen.
In der psychologischen Therapie geht es zunächst um den Aufbau einer vertrauensvollen Umgebung sowie eine ausführliche Eingangsdiagnostik. Dabei geht es in erster Linie um das Befinden und die Symptomatik und nicht um das Trauma im Detail. Das Erreichen einer gewissen Stabilisierung hat zunächst absolute Priorität, um die Symptome zu lindern. Die Vermittlung von Sicherheit in der Gegenwart und das schrittweise Zurückerlangen der Kontrolle über Gedanken, Gefühle und die körperlichen Reaktionen.
Das Erlangen einer inneren Stabilität ist die Grundvoraussetzung, bevor nach der Stabilisierungsphase am Trauma gearbeitet werden kann, ohne von Ängsten, Bildern und Schmerz überflutet zu werden.
Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von wissenschaftlich fundierten psychologischen Techniken die dabei helfen, das traumatische Ereignis und die Erinnerungen daran zu verarbeiten.
Brainspotting
Zusätzlich zu den evidenzbasierten Methoden der Klinischen Psychologie kann eine noch relativ junge Methode bei hochbelastenden Erlebnissen mit deutlicher körperlicher Komponente zum Einsatz kommen. Diese Methode nennt sich Brainspotting, und wurde 2003 von David Grand entwickelt. Nach einem Traumaerlebnis besteht oft weiterhin das hohe Erregungspotential wie oben in der Liste der Symptome beschrieben. Wenn diese Körperempfindungen durch Brainspotting mit einbezogen werden, kann sich die Symptomatik weiter reduzieren und sich wieder mehr Wohlbefinden einstellen. Brainspotting nutzt hierfür die Augenpositionen, die mit den neurologischen Verbindungen im Gehirn, an denen das Trauma gespeichert ist, verbunden sein sollen. Nähere Infos finden Sie hier.